Schwestern vom Guten Hirten

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Der Mond über Wickatunk – Erinnerungen an Schwester Gudula

Er hatte wohl zu viele „freche Fragen“ gestellt. Auf einem Pressetermin traf Wolfgang Poeplau zum ersten Mal auf Schwester Maria Gudula Busch – und rechnete nicht damit, dass diese Begegnung sein Leben prägen sollte. Seine Erinnerungen führen ihn zurück in eine warme Frühlingsnacht im US-Bundesstaat New Jersey.

1971 besuchte ich mit einer Gruppe von Journalisten das Haus vom Guten Hirten in Münster. Es ging um das Thema „Heimerziehung“. Ich muss damals wohl einige „freche“ Fragen gestellt oder sonst wie aufgefallen sein, denn nach der Pressekonferenz kam eine jüngere Ordensfrau in weißem Habit zielstrebig auf mich zu, deutete mit dem Zeigefinger auf meine Brust und sagte: „Sie! Ich brauche Sie für unsere Pressearbeit!“ Das war meine erste Begegnung mit Schwester Gudula Busch. Ich ahnte nicht, dass daraus eine lebenslange Beziehung entstehen würde. Ich war jung und voller Ideen – und Schwester Gudula ermöglichte die Umsetzung. So entstanden viele Broschüren, Filme und Bücher über die Arbeit des Guten Hirten.

„Aufbruch durch Abbruch“ – Ihr Motto als Ökonomin

Schwester Gudulas Vorbild war die selige Schwester Maria Droste zu Vischering. In einer Podiumsdiskussion bekannte Sr. Gudula einmal: „Ohne Schwester Maria wäre ich nicht im Orden geblieben.“ Sie tat es mit 21, nachdem sie zuvor eine Ausbildung als Bürokauffrau im Baugewerbe absolviert hatte. Das sollte an ihr hängenbleiben. Wann und wo auch immer in den Häusern der Schwestern vom Guten Hirten etwas umgebaut, abgerissen oder neugebaut werden musste, war Schwester Gudula in ihrer Funktion als Ökonomin gefragt. Ihr Motto lautete: „Aufbruch durch Abbruch“. Mitunter scherzte sie, man werde wohl einen kleinen Bagger auf ihr Grab stellen.

Ich hatte das Vergnügen, Schwester Gudula vor mehr als 25 Jahren auf einer Reise nach New York zu begleiten. Wir besuchten das Maria-Droste-Center im Herzen von Manhattan und fuhren dann – wie es sich für ordentliche Touristen gehört – zum obersten Stockwerk des Empire State Building hinauf. Schwester Gudula schaute auf das endlose Meer von Wolkenkratzern, Bankgebäuden und Hotels hinab und entdeckte dann inmitten dieses Reichtums einige schon fast zerfallene kleine Gebäude. Sie deutete mit dem Finger auf diesen verlorenen Ort inmitten von Manhattan und sagte: „Ich weiß schon, wo Maria Droste hingegangen wäre…“

„Wollen wir was singen?“ – Eine Frühlingsnacht in Wickatunk

Zwei Tage später waren wir im Nachbarstaat New Jersey, wo die Schwestern den ehemaligen Landsitz der amerikanischen Millionärsfamilie Vanderbilt in eine Schule umgestaltet hatten. Wickatunk hieß dieser herrliche Ort mit seiner weißen Villa und dem riesigen Garten. Nach dem Abendessen standen wir mit den Schwestern auf der Veranda des Hauses. Es war eine wunderschöne, warme Frühlingsnacht. Wir standen einfach da und blickten auf den langsam aufgehenden Halbmond. Plötzlich stieß mich Schwester Gudula an und fragte: „Wollen wir was singen?“ Ich nickte. Und dann stimmte sie mit voller Inbrunst „Der Mond ist aufgegangen“ an. Es war ein Augenblick, den ich nicht vergessen werde – und die anwesenden amerikanischen Schwestern vielleicht auch nicht… Mir fällt die dritte Strophe ein, in der es heißt: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost verlachen, weil unsre
Augen sie nicht sehen.“

Schwester Gudula hatte Augen, zu sehen.

Abt Ildefons Schober hat einmal über Schwester Maria Droste Vischering geschrieben: „Der Herr beließ diesem Edelstein bis zuletzt ungeschliffene Ecken und Kanten.“ Dies könnte man auch auf Schwester Gudula beziehen. Es gab wohl kaum jemanden, der ihr eine Bitte abschlagen konnte. Wo es aber mit Freundlichkeit allein nicht weiterging, konnte sie auch energisch und hartnäckig werden.

Das hohe Alter und gesundheitliche Probleme hielten Schwester Gudula nicht davon ab, immer wieder neue Wege zu suchen und Verantwortung zu übernehmen – zuletzt wieder als Oberin in Hofheim. Bei der Umgestaltung des Maria-Droste-Hauses zu einer „Christlichen Wohngemeinschaft“ wirkte sie maßgeblich mit. Auch in schwierigen Zeiten hat sie nie resigniert, sondern immer nach vorne geschaut.

Schließen möchte ich mit der vorletzten Strophe des Liedes, das Schwester Gudula in Wickatunk sang: „Wollst endlich sonder Grämen, aus dieser Welt uns nehmen, durch einen sanften Tod! Und, wenn du uns genommen, lass uns in Himmel kommen, Du unser Herr und unser Gott!“

Wolfgang Poeplau

Mehr zu Schwester Gudula Busch:

https://www.guterhirte.de/?p=1731

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