Schwestern vom Guten Hirten Deutschland

Internationale Ordensgemeinschaft 

Geistlicher Impuls

Jeden Monat veröffentlicht Sr. Bernadette Brommer aus München an dieser Stelle einen geistlichen Impuls.
Im aktuellen Jahr 2025 wird sie sich Sr. Maria Droste zu Vischering widmen. Dann jährt sich ihre Seligsprechung durch Papst Paul VI. zum 50. Mal.

Im Jahr 2024 begab sie sich mit den Sterndeutern auf Reise, als Sinnbild für die Menschen, die sich auf die Suche machen nach dem Sinn ihres Lebens.

 

Die Würde der Arbeit und das Streben nach Gerechtigkeit -1. Mai 2025

Das folgende Gebet von Sr. Taskila Nicholas entstand zum 1. Mai des Internationalen Tags der Arbeit. Doch weil die Thematik auch an allen anderen Tagen des Jahres von allerhöchster Bedeutung ist, wollen wir es auch zum Juni  veröffentlichen.  

Arbeit ist mehr als nur Broterwerb – sie stiftet Sinn, ermöglicht Teilhabe und trägt zur Würde des Menschen bei. In diesem Gebet bringen wir unsere Dankbarkeit für jede Form von Arbeit zum Ausdruck und bitten zugleich um Gerechtigkeit, faire Bedingungen und Anerkennung für alle, die tagtäglich ihren Beitrag leisten. Möge dieses Gebet Raum geben für Besinnung, Hoffnung und solidarisches Miteinander.

Von Sr.Taskila Nicholas

Am 1. Mai 1886 traten Hunderttausende von Arbeitern in den Vereinigten Staaten in den Streik und forderten einen achtstündigen Arbeitstag. In Chicago führte der Protest zu der berühmten Haymarket-Affäre (4. Mai), bei der während einer Kundgebung eine Bombe geworfen wurde, was zu Gewalt und Todesfällen führte. Mehrere Arbeiteraktivisten wurden verhaftet und einige von ihnen hingerichtet – obwohl keine Beweise vorlagen.

Im Jahr 1889 erklärte die Zweite Internationale (ein Zusammenschluss von sozialistischen und Arbeiterparteien) den 1. Mai zum Tag der internationalen Solidarität für die Arbeiter, um die Märtyrer von Haymarket zu ehren und die Forderung nach Arbeiterrechten weiterzuführen.

Seitdem ist der 1. Mai zu einem Symbol für die Kämpfe der Arbeitnehmer und die Errungenschaften von Arbeitern geworden, das weltweit mit Kundgebungen, Märschen und Veranstaltungen für faire Arbeitsnormen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit gefeiert wird.

Der Internationale Tag der Arbeit ist nicht nur ein Feiertag, sondern auch eine Erinnerung an die Opfer der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ein Aufruf, sich weiterhin für Würde, Rechte und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz einzusetzen.

Unser Schöpfer hat uns das Geschenk der Arbeit anvertraut, damit wir an der Schöpfung teilhaben und für uns und unsere Nächsten sorgen können. Wir danken unserem Gott für die Fähigkeiten und Talente, die jeder Mensch hat. An diesem Internationalen Tag der Arbeit erheben wir alle, die auf den Feldern, in den Fabriken, in den Büros und zu Hause arbeiten. Wir beten, dass sie die Kraft, die Ausdauer und den Sinn für ihre Arbeit haben mögen. Mögen sie Würde und Erfüllung in ihren täglichen Aufgaben finden und mögen ihre Bemühungen zum Gemeinwohl beitragen.

Bibelstellen aus den Weltreligionen zum Thema Arbeit:

✡️ Judentum: Levitikus 19,13: „Du sollst den Lohn eines gemieteten
Arbeiters nicht über Nacht zurückhalten“

✝️ Christentum: Kolosser 3,23-24: „Was immer ihr tut, arbeitet mit
ganzem Herzen, als ob ihr für Gott arbeitet und nicht für menschliche Herren. Es ist
Christus, dem ihr dient“

☪️ Islam: Hadith – Sahih al-Bukhari 2072: „Niemand hat jemals eine
bessere Mahlzeit gegessen als die, die er durch Arbeit mit seinen
eigenen Händen verdient hat“
🕉 Hinduismus: Manu smriti 1.88: „Indem er seine Pflicht tut, erreicht der Mensch Vollkommenheit“
☸️ Buddhismus: Rechter Lebensunterhalt (Edler Achtfacher Pfad): „Der Rechte Lebensunterhalt ermutigt dazu, den Lebensunterhalt mit ethischen und ehrenhaften Mitteln zu verdienen, das Leben und die Würde zu respektieren“
Überlegungen:

In den großen religiösen Traditionen der Welt hallt eine kraftvolle Wahrheit wider: Arbeit ist heilig. Sie ist mehr als ein Mittel zum Überleben, sie ist ein Weg zu Würde, Dienst und geistigem Wachstum. Von der Thora bis zu den Lehren des Buddha, von den Worten Jesu bis zum Beispiel des Propheten Mohammed und durch die Weisheit der Veden werden wir daran erinnert, dass Arbeit nicht nur toleriert, sondern geehrt wird. Zu arbeiten bedeutet, am Aufbau einer gerechten und mitfühlenden Gesellschaft mitzuwirken.
Mit den eigenen Händen zu verdienen bedeutet, einen Weg der Demut und Rechtschaffenheit zu beschreiten.

Das Judentum fordert Gerechtigkeit für den Arbeiter, indem es darauf besteht, dass ein angemessener Lohn ohne Verzögerung gezahlt wird. Das Christentum ruft uns dazu auf,mit ganzem Herzen zu arbeiten, als ob es für Gott wäre, der Islam preist ehrliche Arbeit als die beste Nahrung. Der Hinduismus lehrt, dass wir durch die Erfüllung unserer Pflicht durch Arbeit zur geistigen Vollkommenheit gelangen. Der Buddhismus fordert uns auf, einen Lebensunterhalt zu wählen, der alles Leben ehrt und die Arbeit auf Ethik und Mitgefühl gründet. Zusammen fordern uns diese Lehren auf, die Rechte und die Würde jedes Arbeiters zu wahren, insbesondere derjenigen, die oft vergessen werden – der informellen Arbeiter, der
Migranten, der Landwirte, der Hausangestellten, der Straßenverkäufer und der Kinderarbeiter. Ihre Hände tragen die Last der Welt und ihre Arbeit erhält unser Leben.
Der heilige Johannes Eudes sagt: „Jeden Tag möchte ich in Dir und für Dich aufstehen, essen, arbeiten und spielen… Alles, was ich tue, kann ich mit Dir tun“ (O.C.I., S. 441-445). Er hat sich selbst in den Dienst Gottes gestellt. Inspiriert von ihm sind wir aufgerufen, ihre Arbeit nicht als unsichtbar, sondern als heilig zu betrachten. Lasst uns für Systeme eintreten, in denen Gerechtigkeit, Fairness und Mitgefühl keine Ideale, sondern Realität sind. Und lasst uns das Göttliche in jedem Akt ehrlicher Arbeit ehren.
Fürbitten:
Maria Euphrasia sagt: „Warum hast du dein Land, deine Familie und alles, was du
in der Welt besessen hast, verlassen, wenn nicht für die Rettung der Seelen (…)?“ (Interview 62) Heute: „Warum sind wir auf dieser Welt, wenn nicht um zur Würde der Menschheit beizutragen, damit wir alle Leben haben, und zwar Leben in Fülle. Mit den Worten von Maria Euphrasia im Herzen beten wir in Solidarität mit Millionen von Beschäftigten im informellen Sektor, die unsere Straßen reinigen, Obst an Straßenkarren verkaufen, Kinder versorgen, unsere Kleidung flicken und unsere Städte bauen – und doch bleibt oft unsichtbar, ungeschützt und ungehört.
• Erinnern wir uns an die informell Beschäftigten in der Welt. Etwa 61 % aller
Beschäftigten weltweit, d. h. etwa 2 Milliarden Menschen, sind in der informellen Wirtschaft tätig
Diese Arbeitnehmer haben oft keine Verträge, gerechte Löhne, Gesundheitsschutz oder gesetzlichen Schutz. Viele von ihnen sind Frauen, Migranten und Jugendliche. Wir gedenken und beten, dass sie Würde, faire Löhne und Ruhe erhalten.

Antwort: Gott der Barmherzigkeit, geh mit ihnen.
• Gott der Gerechtigkeit, wir erheben die Hände, die sich ohne Anerkennung abmühen, und die Füße, die kilometerweit ohne Rast gehen. Wir erinnern uns an die Herzen, die in der Stille hoffen. Wir erinnern uns und beten, dass Gott ihr Schild und ihre Stärke sein möge.
Antwort: Gott der Barmherzigkeit, geh mit ihnen.

• Für die Straßenverkäufer und Tagelöhner, die nichts verdienen, wenn sie nicht arbeiten, selbst wenn sie krank sind, und die keine Sozialversicherung oder Versicherung haben, die sie und ihre Familien schützt. Wir gedenken und beten, dass sie vor Ausbeutung und Belästigung geschützt werden.
Antwort: Gott der Barmherzigkeit, geh mit ihnen.

• Wir erkennen das Ausmaß der informellen Beschäftigung: 85,8 % in Afrika südlich der Sahara, 53,1 % in Lateinamerika und über 80 % in Ländern wie Myanmar und Kambodscha. Laut der IAO ist die Wahrscheinlichkeit, dass informell Beschäftigte in Armut leben, doppelt so hoch. Für Gewerkschaften und Interessenvertretungen: Wir beten, dass sie ihre lebenswichtige Arbeit fortsetzen, indem sie nach Gerechtigkeit suchen, die Unterdrückten befreien und jedes Joch zerbrechen.
Antwort: Gott der Barmherzigkeit, geh mit ihnen.

• Weltweit sind schätzungsweise 160 Millionen Kinder in der Kinderarbeit tätig, ein Anstieg um 8,4 Millionen in den letzten vier Jahren. Fast die Hälfte (79 Millionen)
arbeitet unter gefährlichen Bedingungen. Das entspricht fast 1 von 10 Kindern weltweit. Wir beten, dass jedes Kind seine Kindheit genießen und seine Rechte wahrnehmen kann.
Antwort: Gott der Barmherzigkeit, gehe mit ihnen.

• Für Arbeitgeber, Wirtschaftsführer, Regierungen und politische Entscheidungsträger: Wir gedenken und beten, dass sie mit Integrität und Fairness handeln und den Wert und den Beitrag aller Arbeitnehmer anerkennen. Mögen sie Gesetze und politische Maßnahmen erlassen, die die Rechte der Arbeitnehmer fördern und schützen, insbesondere die der Schwächsten.
Antwort: Gott der Barmherzigkeit, gehe mit ihnen.
Abschließendes Gebet: Gott der Gerechtigkeit und des Mitgefühls, segne die Hände, die arbeiten, den Verstand, der sich etwas ausdenkt, und die Herzen, die hoffen. Mögen wir die Arbeit der anderen nie als selbstverständlich ansehen. Mögen wir für Würde und Fairness an allen Arbeitsplätzen kämpfen. Stärke unser Engagement für Gerechtigkeit, damit alle in Würde, Freiheit und Frieden leben können.

Amen.

Wir freuen uns über Ihre Unterstützung

Bankverbindung

Schwestern vom Guten Hirten
IBAN: DE_80_4006_0265
0003_9095_00

BIC: GENODEMIDKM
Darlehnskasse Münster eG

Hier finden Sie viele weitere geistliche Impulse

Auftanken im Gebet (Mai 2025)

Von Dietrich Bonhoeffer stammt der Ausspruch: „Das Gebet in der Frühe entscheidet über den Tag“
Wie unser Körper Nahrung braucht um zu überleben, so braucht unsere Seele das Gebet.

Zum Beitrag →

Sharing Fair Zentrum Münster

Adresse

Skagerrakstraße 2
48145 Münster

Öffnungszeiten
montags bis freitags
9 bis 16 Uhr

Sie können alle Artikel aber auch
telefonisch oder per Email bei uns bestellen.

Für Fragen und Bestellungen
stehen wird Ihnen gerne
zur Verfügung.

Tel. 02 51 / 986 225 66
Email: fairer.handel@guterhirte.de