Mit den Schulschließungen in der Coronakrise lag Aishas Bildung plötzlich auf Eis. Wie sollte sie sich als Flüchtlingskind in ihrer neuen Heimat integrieren? In Thailand kämpfen die Schwestern vom Guten Hirten mit einem Intensivkurs gegen die Bildungskrise.
Aisha ist vor sechs Jahren mit ihrer Familie aus Pakistan nach Thailand geflüchtet. Auf der Internetseite des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), erzählt Morgane Roussel-Hemery ihre Geschichte.
Fast ein Drittel von Aishas bisheriger Lebenszeit war von der Coronapandemie geprägt. Der Lockdown war für sie besonders hart: „Ich habe es vermisst, in die Schule zu gehen“, sagt die Neunjährige. „Ich habe meine Klassenkameraden vermisst und konnte keine neuen Freundschaften schließen.“
Wie viele Kinder, die eine zweite Sprache lernen, ist es Aisha zunächst schwergefallen. Thai zu lesen und zu schreiben war eine Herausforderung. Ihre Mutter hat das Mädchen deshalb für einen sechsmonatigen Intensivkurs angemeldet, der von den Schwestern vom Guten Hirten und dem UNHCR organisiert wird.
„Education for all“, aber nicht für alle
Eigentlich garantiert Thailand mit seinem „Education for all“-Programm eine Schulbildung für jede und jeden. Auch Flüchtlingskinder sollen unabhängig von Nationalität und Rechtsstatus die Möglichkeit haben, bis zu 15 Jahre lang die Schule zu besuchen. Allerdings müssen die Kinder bei der Anmeldung in der Schule bereits fließend Thai sprechen und schreiben können, sagt Yodtad Panswad, ein Mitarbeiter des UNHCR. „Sprachbarrieren sind das häufigste Problem, warum die Kinder nicht in Schulen angemeldet werden. Die Intensivkurse, die von den Schwestern vom Guten Hirten zusammen mit dem UNHCR und dem Büro für Flüchtlingshilfe der Bischofskonferenz durchgeführt werden, geben den Kindern das Rüstzeug, sich in den öffentlichen Schulen zu integrieren.“
Die haben Mitte Mai 2022 wieder ihre Türen geöffnet – auch für Aisha. Dank Intensivkurs ist sie gut vorbereitet: „Im Kurs habe ich Thai, Englisch und die Kultur gelernt“, berichtet sie. „Ich habe gelernt, wie man zählt und wie Früchte, Gemüse oder Farben auf Thai heißen. Vor allem aber habe ich das Thai-Alphabet gelernt. Jetzt kann ich sogar meinem kleinen Bruder Malik bei den Hausaufgaben helfen.“
(mit Material von UNHCR Thailand)