Schwestern vom Guten Hirten

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Ein Porträt von Schwester Aguchita während der Seligsprechungsfeier in La Florida.

„Heldenhafte Missionarin“: Die letzten Stunden von Schwester Aguchita

Vor einem Monat wurde Schwester Aguchita in Peru seliggesprochen. Im Jahr 1990 war sie von Terroristen des „Leuchtenden Pfads“ ermordet worden. Das ist die Geschichte ihres Martyriums.

Der 27. September 1990 sollte der letzte Tag des irdischen Lebens von Schwester Aguchita werden. María Agostina Rivas López, so ihr bürgerlicher Name, lernte die Schwestern vom Guten Hirten kennen, als sie zum Studium nach Lima zog. Schnell trat sie der Gemeinschaft bei und arbeitete zunächst als Köchin, Erzieherin und Krankenschwester in den Einrichtungen der Schwestern in der Hauptstadt Perus.

Ihr Engagement weckte die Missgunst der Terroristen

Im Jahr 1988 wurde Schwester Aguchita schließlich in den Ort La Florida im ländlichen Peru geschickt. Gemeinsam mit ihren Mitschwestern setzte sie sich für eine bessere Lebensmittelversorgung sowie schulische und religiöse Bildung der indigenen Bevölkerung ein. Bei der in dieser Region erstarkenden kommunistischen Terrororganisation „Leuchtender Pfad“ löste ihr Engagement Missgunst und Gewalt hervor, die in jenem schicksalhaften Septembertag endeten.

Aguchita und Vilma Licuona, eine weitere Schwester vom Guten Hirten hatten für diesen Tag geplant, sich für ihre monatliche Einkehr zurückzuziehen: Aguchita sollte ihre am Morgen halten, während Vilma ihre Hausarbeit erledigte, und Vilma am Nachmittag, während Aguchita einer Gruppe von Mädchen beibringen sollte, wie man Süßigkeiten herstellt. In der Zwischenzeit war Schwester Celina Jugo, die Leiterin der Missionsstation in eine nahe gelegene Stadt gefahren, um zwei junge Freiwillige abzuholen, die die Station unterstützen sollten.

Als Aguchita um 15 Uhr am Nachmittag bei den Mädchen war, wurde Vilma auf einen Tumult auf dem Platz aufmerksam. Eine Augenzeugin erinnert sich:

Irgendwann zwischen 16:00 Uhr und 16:30 Uhr klopften Angehörige des Leuchtenden Pfads an die Türen und sagten: „Kameraden, es gibt eine Versammlung. Kommt heraus, weil wir mit euch allen reden wollen. Sie warteten darauf, dass alle ihre Häuser verließen, sogar die Kinder. Die Terroristen gingen selbst zu den am weitesten entfernten Häusern; sogar die Älteren wurden herausgebracht.

Ein Porträt von Schwester Aguchita während der Seligsprechungsfeier in La Florida.
Ein Porträt von Schwester Aguchita während der Seligsprechungsfeier in La Florida.
Ein Porträt von Schwester Aguchita während der Seligsprechungsfeier in La Florida.

 

Währenddessen versteckte sich Vilma wie versteinert im Haus und versuchte, das Geschehen vom Fenster im zweiten Stock aus zu verfolgen. Die Terroristen, die den Vorsteher der Gemeinde nicht ausfindig machen konnten, riefen stattdessen Aguchita herbei.

Rubén, ein anwesender Dorfbewohner, erinnert sich an das, was dann folgte:

Die Umstürzler nahmen eine Liste mit den Namen derer heraus, die sie töten wollten. Zuerst befahlen sie den Anwesenden, uns in Reihen aufstellten. Dann zwangen sie uns, eine Linie entlang der Straße zu bilden: Frauen, Männer, Jungen und Mädchen auf einer Seite. Danach fingen sie an, die Namen derer vorzulesen, die getötet werden sollten.

„Ich werde sie nicht im Stich lassen“

Ein Auszug aus dem Buch „Aguchita: Mercy and Justice“ beschreibt die Situation:

Nach der Ansprache der Terroristen begann einer der Umstürzler, die Namen der Personen auf der Liste vorzulesen, die er in der Hand hielt: Juan Pérez Escalante, Luis Pérez Marín, Pedro Pizarro, Efigenia Marín de Pérez, Doña Jesús Marín de Pérez und Sr. María Agustina Rivas.

Aguchita wurde beschuldigt, mit dem [indigenen] Volk der Asháninka zusammengearbeitet, Frieden gepredigt, die Kinder mit Süßigkeiten abgelenkt, Essen verteilt und die Frauen organisiert zu haben. Aguchita dachte nicht an sich, sondern an die anderen, trat für sie ein und flehte die Terroristen an: „Diese Leute haben niemandem geschadet.“ Diese antworteten aber: „Lass dich jetzt von deinem Gott retten. Wir werden deinem Gott die Kehle durchschneiden“.

Doch Aguchita bat ihren Gott nicht, sie zu retten. Stattdessen überließ sie sich dem Willen Gottes und weigerte sich, ihre Herde zu verlassen. Noch im Vorjahr war sie mit den Worten zitiert worden: „Bis die letzte Kugel abgefeuert ist, werde ich sie nicht im Stich lassen.“ Sie fühlte sich verantwortlich für die ihr anvertrauten Menschen – nicht als passive Teilnehmerin an den Ereignissen, sondern als Hirtin, die sich zu Wort meldete und ihre Herde verteidigte.

Die Terroristen aber ließen sich von ihren Worten nicht erweichen. Auf dem Dorfplatz erschossen sie Schwester Aguchita zusammen mit fünf weitern Bewohnern von La Florida.

Fotos der ermordeten Dorfbewohner.
Fotos der ermordeten Dorfbewohner in La Florida.

„Die Zeit vergeht, also muss ich das Beste daraus machen

Aguchita war sich der Gefahren, die sie in La Florida umgaben, sehr bewusst. Einen Monat vor ihrem Tod lehnte sie das Angebot ihrer Provinzleiterin Schwester Delia ab, zu einer Kataraktoperation nach Lima zu kommen:

Vielen Dank für all Ihre Freundlichkeit und Sorge. Es ist wirklich eine Freude, Ihren Brief zu erhalten; er ermutigt mich, meine Arbeit fortzusetzen. Ich habe so viel erhalten, um meine Berufung zu erfüllen. Ich danke Ihnen für Ihre Einladung, nach Lima zu gehen. Ich würde es sehr gerne tun, aber es würde meine Arbeit unterbrechen, und außerdem bin ich nicht so schlecht dran. Wir sind Jesus nahe geblieben, damit er sich hier um die Dinge kümmert, während ich tue, was ich tun muss.

In spirituellen Dingen mache ich enorme Fortschritte; es ist, als wären dies die letzten Tage meines Lebens. Die Zeit vergeht, also muss ich das Beste daraus machen; sonst würde ich mich mit leeren Händen in die Ewigkeit stellen. Schlechte Nachrichten: Die Terroristen des „Leuchtenden Pfads“ sind zurückgekehrt und haben La Florida zur „Befreiten Zone“ erklärt. Bei einem kürzlichen Besuch ließen sie zwei Tote zurück. Wir vertrauen uns Ihrem Gebet an. Wir sind in Gottes Hand.

Am Tag nach ihrer Seligsprechung würdigte Papst Franziskus Schwester Aguchita als „Heldenhafte Missionarin“:

Sie blieb, obwohl sie wusste, dass sie ihr Leben riskierte, immer in der Nähe der Armen, insbesondere der indigenen Bäuerinnen, und gab so Zeugnis für das Evangelium der Gerechtigkeit und des Friedens. Möge ihr Beispiel in allen den Wunsch wecken, Christus mutig und treu zu dienen.“

Prozession mit einer Reliquie von Schwester Aguchita in Lima.
Prozession mit einer Reliquie von Schwester Aguchita in Lima.

(my/mit Material von rgs.gssweb.org)

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