Eine Beziehung ist keine Einbahnstraße: Wer seine Geliebte oder seinen Geliebten anbetet, der wendet sich direkt an sie oder ihn. Der Kopf und der Verstand öffnen sich für die Liebe. Ein geistlicher Impuls von Schwester Bernadette Brommer.
Wir kommen zum zweiten Teil des Ave Cor Gebetes von Johannes Eudes:
Dich beten wir an,
Dich loben wir,
Dich verherrlichen wir,
Dir sagen wir Dank!
Nach dem bereitwilligen Sich öffnen und dem Annahmen des Herzens Jesu und Mariä setzt Johannes Eudes das Sein in Beziehung. Im Kontext zwischenmenschlicher Beziehung reagiert das Sein auf die Anderen. Man wendet sich direkt an die betreffende Person und spricht sie an.
Er geht vom beschreibenden Gruß dieses Herzens zum direkten Ausdruck seiner tief empfundenen Antwort zur Anbetung, zum Lob, zum Dank über.
Solche Erfahrungen finden wir auch an einigen Stellen des Hohen Liedes:
„Schön bist du, meine Freundin, ja, du bist schön.“
Hld 1.15
„Du bist lieblich wie Jerusalem.“
Hld. 6.4
„Schön bist du, mein Geliebter, verlockend.“
Hld. 1.16
Der Dialog drückt Liebe und intensives Leben aus. Hier finden wir einen wundervollen Ausdruck der Anbetung, in Form von Lob und Danksagung.
Der Bräutigam, der die Wunder der Braut „empfangen“ hat, sagt nicht mehr „Sie ist schön“, sondern Du bist schön“. Anbetung ist für Johannes Eudes etwas sehr Affektives, sie führt spontan zur Liebe. Sagen Liebende nicht: „Ich liebe dich so, wie ich dich anbete“? Die eudistische Form der Anbetung ist nicht kalt oder rein verstandesmäßig. Sie ist liebende Anbetung: „Du bist so heilig, demütig, sanftmütig…“ Die Anbetung öffnet sich der Liebe. Es ist eine Bewegung der wohlwollenden Dankbarkeit, die aus dem Herzen aufsteigt und aus dem ihren gibt.
Man könnte sagen; die Liebe wechselt vom Kopf zum Herzen. In dieser Stufe stört einem das Fremde, die Andersartigkeit des Anderen noch nicht.
Der zweite Teil des Gebetes von Johannes Eudes ist sehr eng an die erste gebunden. Sie ist auf ihr aufgebaut. Die Öffnung auf das Geheimnis Gottes hin ist zugleich die Enthüllung des Reichtums und der Tiefe alles dessen, was existiert. Der unschätzbare Wert des Mannes und der Frau wird einem bewusst.
Johannes Eudes führt uns immer tiefer hinein in die Liebe der Herzen Jesu und Mariä.
Sie haben uns ihr Herz geschenkt. Wenn wir mit dieser Liebe auf die Menschen zugehen, wird der Umgang ein würdevoller sein. Mehr und mehr kann man das Andere, das Fremde im anderen akzeptieren und damit umgehen.
Jeden Monat veröffentlicht Sr. Bernadette Brommer aus München einen geistlichen Impuls. Im Vordergrund steht dabei das Ave-Cor-Gebet des Ordensgründers Johannes Eudes. Mehr von Schwester Bernadette finden Sie hier.