„Aufeinander hören“ – das ist das Geheimnis vieler gelingender Beziehungen. Von „Zuhören“ bis „Gehorsam sein“ ist es dabei nicht weit, schreibt Schwester Bernadette Brommer in ihrem Geistlichen Impuls.
„Sei gegrüßt, Du gehorsamstes Herz Jesu.“ Wir befassen uns mit der achten Anrufung des Ave-Cor-Gebetes von Johannes Eudes.
Was verbinde ich mit den Worten „Gehorsam sein“, „Gehorchen“? Kommen in mir Emotionen hoch? Wer lässt sich schon gerne etwas von anderen sagen oder befehlen? Ist mit Gehorsam gemeint: Da ist jemand, der oder die befiehlt, schafft an und die anderen führen diesen Befehl aus? So gesehen ist Gehorchen sehr schwer und hat nichts mit Beziehung zu tun.
Gehorsam ist eine Beziehungsgeschichte
Gehorsam hat seinen Begriffsursprung im „Gehörsam“-Sein. Gehorchen hat mit Hören zu tun. Ich höre auf mein Gegenüber, ich ordne etwas an, weil es einem Menschen, einer Sache, einer Gesellschaft helfen soll. Gehorsam ist immer auch eine Beziehungsgeschichte.
Viele Menschen sehen die Gebote Gottes unter dem Aspekt der Verbote, als Einengung: „Du sollst nicht… Auch das sollst du nicht.“
„Richtig übersetzt sind die Gebote Gottes Liebesangebote. Richtig übersetzt bedeuten sie: Weil ich, Jahwe, dein Gott bin, hast du es nicht nötig zu stehlen, zu lügen… Ich, dein Gott, verbürge mich für Dich, Mensch. Ich habe so großes Vertrauen in dich. Weil ich für dich da bin und für dich sorge, brauchst du keine Angst zu haben. Ich bin und bleibe immer an deiner Seite.“
Wenn eine Freundin oder ein Freund zu dir sagt: Ich bin immer für dich da, egal was ist, würden wir jemals auf den Gedanken kommen, ihn zu belügen, ihm schaden zu wollen? Wir würden alles gerne annehmen und tun, was er oder sie von mir verlangt. Wir würden das niemals als „gehorchen müssen“ bezeichnen.
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ Joh. 14.15 und 23
Der Gehorsam von Johannes Eudes
Jean Eudes schreibt in seinem geistlichen Vademecum:
„Die Erfüllung des göttlichen Willens ist der einzige Zweck, weshalb wir auf Erden sind, unsere einzige Beschäftigung, das eine Notwendige. Darum beten wir auch alle Tage zu Gott, dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Er ist unser Mittelpunkt, unsere Lebensquelle, worin wir die wahre Ruhe finden, das wahre Leben, die vollkommene Glückseligkeit und das ewige Heil. Außerhalb desselben gibt es auch für uns nur Trübsal Tod und Verderben.“
Johannes Eudes
„Bei seinem Eintritt in diese Welt spricht Jesus: Siehe, ich komme, o Gott, deinen Willen zu erfüllen.“ (Hebr 10,5.7) Jesu Speise war es, den Willen Gottes zu tun. Darin fand er sein ganzes Glück.
Johannes Eudes hat von dem Gehorsam Jesu dem Vater gegenüber gelernt und sein Leben danach ausgerichtet. „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Mt 22,21)
Gehorchen ja, soweit es dem Gemeinwohl, dem Frieden und der sozialen Gerechtigkeit dient. Gehorchen ja, soweit es nicht dem Evangelium und den Grundrechten der Menschen widerspricht. Wenn alle die Autorität Gottes anerkennen und sich von ihr leiten lassen würden, sähe die Welt anders aus.
Jeden Monat veröffentlicht Sr. Bernadette Brommer aus München einen geistlichen Impuls. Im Vordergrund steht dabei das Ave-Cor-Gebet des Ordensgründers Johannes Eudes. Mehr von Schwester Bernadette finden Sie hier.